Wasserfalter (anstelle eines Nachworts)
Neulich träumte ich mich wieder im blauen Wasser. Um mich herum war Krieg und du musstest kämpfen. Das Wasser war blau. So blau. Es stach in den Augen. Das Wasser war Tief. Vom idyllischen Strand ins Wasser stürzte ich sogleich in die Tiefe. Ich wollte gar nicht schwimmen, aber die Wellen hatten mich im Griff. Sie umschlangen mich. Wasser ist massiv und fest wie ein Felsbrocken und doch in ständiger Bewegung. Flüssigfliessend.
Ich glaubte es selber nicht. Ich konnte durch die Mauer hindurch spazieren. Glatt wie das Wasser, floss es hinter mir gerade wieder zu. Wischte die Spuren weg, als hätte es mich nie gegeben. Ich war dann aber noch da. Ich war so flach geworden, so nulldimensional, dass mir das Wasser einen Aufenthaltsraum bieten konnte. Ein Zwischenraum war da, den es ja bekanntlich im Wasser nicht gibt.
Im Wasser klingen Klänge von aussen so schräg. Dumpf, als wurde ihnen den Mund geschnürt. Verzogen, als spreizten sich Ozeane von Zeit zwischen dem Klangerzeuger und dem Empfänger. Knallen und Schüsse wurden vom Wasser gedämpft. Bei dir war immer noch Krieg. Ich stellte mir dich mit einem Gewehr vor. Du hattest einen Grund, zu kämpfen. Das sagtest du mir, aber ich hörte dich nicht. Verstand dich schon. Ich glaubte es aber nicht.
Dann bin ich dich auch noch suchen gegangen. Als wäre es ein schlechter Witz. Naiverweise stellte ich mir immer eine karge Landschaft vor. Graues, neutrales Wetter, ein grauer, schwerer Himmel. Da Himmel und Wasser an dem Tag so blau waren, hielt ich es nie für möglich. Ich lief eine lange Strasse hinunter. Soldaten marschierten mir entgegen. Unterwegs verirrte ich mich in einem Supermarkt, wo ich aufs WC ging, mir Schnaps kaufte, und ganz vergass, wonach ich auf der Suche gewesen war.
Und dann zog mich das Wasser in die Tiefe. Ich wollte mich nicht umbringen lassen, aber ich konnte mich nicht wehren. Auch als der Traum vorbei war und mein Wecker läutete, gelang es mir nicht mehr, aufzuwachen. Süss ist ein Leben, das im Traum zu Ende geht. Von allein konnte ich nicht sterben, es ist halt eben so passiert. Hätte das Wasser eine andere Farbe gehabt, hätte ich es dir noch tausendmal gesagt. Hätte es was ausgemacht. Dem Blau sollte ich mich fügen. Fliessendflüssig. Nun ja, du wirst auch so wissen, dass ich dich liebgehabt habe.
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jimmy jimmy rock'n'roll jimmy jimmy yeah yeah
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